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Straßenerhaltung und Sicherheitsaudits

Zustandserfassung und -bewertung liefern wesentliche Daten für eine systematische Straßenerhaltung. Sie zeichnen ein objektives Profil einzelner Straßen und ein Gesamtbild des vorhandenen Straßennetzes. Sie ermöglichen eine Einstufung nach Dringlichkeit sowie eine bedarfsorientierte Mittelverteilung.

Erhaltungsmanagement

Erhaltungsmaßnahmen in einem komplexen Straßennetz am richtigen Ort, zum richtigen Zeitpunkt und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten planen zu können, ist Ziel des Erhaltungsmanagements. Die Daten aus der Zustandsbewertung sind eine wichtige Grundlage dieser Planungen, hinzu kommen Daten über das Netz, den Verkehr und wirtschaftliche Kriterien.Je nach Ausgangslage, Zielvorgaben und wirtschaftlichen Bedingungen können sich zahlreiche Varianten für die Erhaltungsplanung ergeben.

Straßenzustandserfassung – hier im Auftrag durchgeführt durch den TÜV Rheinland

Ein Werkzeug, diese Varianten einheitlich zu entwickeln und vergleichbar zu machen, sind "Pavement Management Systeme" (PMS). Sie verknüpfen relevante Daten, Budget- und Zielvorgaben und berechnen die Entwicklung des Straßenzustandes und des Erhaltungsbedarfes für unterschiedliche Szenarien.

Zustandserfassung und -bewertung (ZEB)

Bei der Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) sammeln Messfahrzeuge Daten für Längsebenheit, Querebenheit, Griffigkeit und das Oberflächenbild einer Straße. Die Zustandsbewertung ermittelt aus diesen Daten einen Gesamtwert auf einer Skala von eins ("sehr gut") bis fünf ("sehr schlecht") für den Zustand einer Straße.

Im Jahr 2019 wurde entsprechend den novellierten bundeseinheitlichen Kriterien eine Zustandserfassung und -bewertung der Bundesstraßen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • 2% Gesamtwertung "sehr gut"
  • 30% Gesamtwertung "gut"
  • 25% Gesamtwertung "befriedigend"
  • 22% Gesamtwertung "schlecht"
  • 21% Gesamtwertung "sehr schlecht"

Im Jahr 2019 wurde entsprechend den aus vorherigen Kampagnen bewährten Kriterien eine Zustandserfassung und -bewertung des Landesstraßennetzes in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Danach sind weniger als 50% der Landesstraßen in einem sehr guten bis befriedigenden Zustand. Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • 19% Gesamtwertung "sehr gut"
  • 15% Gesamtwertung "gut"
  • 8% Gesamtwertung "befriedigend"
  • 22% Gesamtwertung "schlecht"
  • 36% Gesamtwertung "sehr schlecht"
Abbildung Messwagen vom Projekt Twin4Road

Forschungsprojekt „Twin4Road“

Straßenzustandserfassung mit Künstlicher Intelligenz

Sicherheitsaudit für Straßen

Seit über 20 Jahren führt der Landesbetrieb bei seinen Projekten sogenannte Sicherheitsaudits durch. Zum runden Geburtstag ziehen Harald Bode (Sachgebiet Verkehrssicherheit/Wegweisung) und Hans-Bert Baumeister-Willingmann (Planerische Grundsatzangelegenheiten) eine Zwischenbilanz.

Was versteht man unter Sicherheitsaudit? Was ist das?

Harald Bode: Das Sicherheitsaudit ist eine Überprüfung der Planungen in allen Planungsphasen – von der Vorplanung über die Vorentwurfs- und Ausführungsplanung bis hin zur Verkehrsfreigabe, die sogar in zwei Auditphasen. Überprüft wird dabei allein mit dem Blick auf die Verkehrssicherheit. Wir schauen, ob die Elemente, die gewählt wurden, und die Planungen, die aufgestellt wurden, hinsichtlich der Verkehrssicherheit dem technischen Stand entsprechen und den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen genügen. Und auch die Erfahrungen aus der Arbeit der Unfallkommissionen gehen in die Bewertung mit ein. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr das Bestandsaudits. Hier geht es um die Sicherheitsbewertung des bestehenden Netzes vor allem durch Ortsbesichtigungen. Anlässe können verschieden sein. Jedenfalls liegt hier keine Planung zugrunde.

Wie läuft so ein Sicherheitsaudit ab?

Harald Bode: Wir machen das immer zu zweit. Es ist immer jemand aus dem Bereich Planung dabei und jemand aus dem Bereich Verkehr.

Wie kann ich denn Sicherheitsauditor*in werden?

Hans-Bert Baumeister-Willingmann: Wir sind dafür zertifizierter, anerkannter Ausbildungsbetrieb. Wir haben ein eigenes Ausbildungsteam, das dann die gemeldeten Kolleginnen und Kollegen schult. Die Ausbildung dauert fast ein Dreivierteljahr und beinhaltet mehrere Module: Straßen innerorts, Straßen außerorts, Schutzplanken, aber auch die Grundlagen des Sicherheitsaudits an sich und die Unfallanalyse – eigentlich alle relevanten Themen. Die Ausbildung ist durchaus aufwendig, mit Hausaufgaben und Übungsaufgaben zu jedem Thema. Zum Schluss muss man dann, das ist noch relativ neu, eine Prüfung ablegen. War man erfolgreich, gibt es ein Zertifikat. Dann ist man Sicherheitsauditor*in für den Bereich Planung oder Verkehr. Alle drei Jahre steht dann eine Rezertifizierung an. Man muss dann anhand bestimmter Fortbildungen und Audits nachweisen, dass man in dem Bereich wirklich arbeitet und fachlich fit ist.

Wie viele Sicherheitsauditor*innen hat Straßen.NRW derzeit?

Harald Bode: Derzeit 74 Kolleginnen und Kollegen. Wenn man auf die 20 Jahre zurückblickt, haben wir insgesamt circa 200 Auditor*innen ausgebildet.

Was muss ich mitbringen, um Sicherheitsauditor*in werden zu können?

Hans-Bert Baumeister-Willingmann: Man muss, wie bereits erwähnt, im Bereich Planung oder Verkehr arbeiten und über langjährige Berufserfahrung verfügen, mindestens drei Jahre. Mehr ist natürlich immer gut. Und man muss Ingenieur*in sein.

Harald Bode: Die Arbeit als Sicherheitsauditor*in selbst stellt dann, das sollte man anerkennend erwähnen, in der Regel eine zusätzliche Aufgabe zur eigentlichen Tätigkeit dar.

Wir blicken mittlerweile auf über 20 Jahre Sicherheitsaudit zurück. Gibt es dabei sozusagen Klassiker, die immer wieder auftauchen?

Harald Bode: Häufig ist es das Thema Radverkehr. Oder Probleme mit der Barrierefreiheit, sofern sie in der Planung nur rudimentär – oder gar nicht – berücksichtigt wurde. Knotenpunkte sind grundsätzlich auch immer mal wieder Thema, vor allem wenn es um die Führung der Fußgänger*innen und des Radverkehrs geht. Das Spektrum ist eigentlich unbegrenzt.

Hans-Bert Baumeister-Willingmann: Man muss da auch zwischen dem Planungs- und dem Bestandsaudit unterscheiden. Beim Planungsaudit hat man die Unterlagen, sucht die Defizite und beschreibt diese. Beim Bestandsaudit ist das völlig anders. Da hat man keine Planungsunterlagen, sondern schaut sich vor Ort die Straße an. Da sind dann insbesondere die Erfahrung und das Wissen der Auditor*nnen gefragt. Das sind zwei ganz unterschiedliche Ansätze. Deshalb finde ich persönlich die Aufgabe des Bestandsaudits auch extrem spannend. Man steht draußen, überlegt, wo das Problem liegen könnte, sucht nach Lösungsansätzen – und plötzlich geht einem ein Licht auf. Beim Planungsaudit sucht man potenzielle Fehler und gleicht diese mit dem jeweiligen Regelwerk ab. Man versetzt sich eher gedanklich in die Lage der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer und der verschiedenen Verkehrsarten, während beim Bestandsaudit alles erlebbar ist. Das ist eine große intellektuelle Leistung, sich geistig in die Situation für Pkw, für Busse oder den Radverkehr zu versetzen. Da sind die Auditor*innen wirklich gefordert.

Wie ist das Sicherheitsaudit denn vor rund 20 Jahren entstanden? Hat Straßen.NRW das quasi erfunden?

Harald Bode: Erfunden haben wir das nicht. Es gab dazu Anfang der 2000er Jahre einen Arbeitskreis auf Bundesebene, weil dieses Sicherheitsaudit in anderen Ländern bereits implementiert war. Zum Beispiel in England. Dadurch schwappte das nach Deutschland über und wurde als Forschungsprojekt initiiert. Dieses Projekt haben wir aus NRW heraus aktiv mitbegleitet. 2002/2003 haben wir das Sicherheitsaudit dann aktiv eingeführt für uns.

Und wie war das Thema davor geregelt?

Hans-Bert Baumeister-Willingmann: Früher hat man als Planungsingenieur den Entwurf gemacht, dieser ist dann – nach einer technischen Prüfung – genehmigt und unterschrieben worden. Ab einer gewissen Größenordnung hat dann auch noch einmal der Betriebssitz draufgeschaut. Es ging dabei aber eher darum, ob die Planung regelkonform ist, nicht so sehr um den Aspekt Sicherheit. Heute guckt man als Auditor*in ganz klar auf Sicherheitsdefizite. Natürlich muss alles regelkonform sein, aber die ganzen Zwänge, die die Planungsabteilung hat, sind für Auditor*innen zunächst einmal sekundär. Am Ende, wenn der Auditbericht mit allen Sicherheitsdefiziten vorliegt, wird vom Auftraggebenden zum Audit eine Stellungnahme zum Bericht erstellt. Erst jetzt wird klar, welche Defizite abgestellt werden können und welche nicht.. Vieles wird allerdings umgesetzt.

Harald Bode: Entscheidend ist, dass das Team der Auditor*innen unabhängig ist. Sie dürfen im Vorfeld nicht mit der Planung betraut gewesen sein. Nebenbei bemerkt: Wir auditieren selbstverständlich nur unsere eigenen Planungen. Würden wir es über Straßen.NRW-Projekte hinaus anbieten, träten wir in Konkurrenz zu privaten Ingenieurbüros. Das dürfen wir gar nicht.

Wie hat sich das Sicherheitsaudit innerhalb von über 20 Jahren verändert? Sind neue Themen hinzugekommen?

Hans-Bert Baumeister-Willingmann: Ich habe festgestellt, dass durch unsere Auditausbildung die Entwurfsplanung viel besser geworden ist. Wenn ein Auditor selbst eine Planung macht, versucht er direkt, die bekannten Defizite und Schwachstellen zu vermeiden. Trotzdem wird natürlich auch diese Planung noch einmal gegengescheckt durch ein anderes Auditteam.

Harald Bode: Auch die Kommunikation zwischen den Abteilungen Verkehr und Planung hat sich deutlich verbessert. Es wird viel mehr miteinander gesprochen. Beide Seiten lernen voneinander, das wirkt sich am Ende positiv auf die Qualität der Planungen aber auch die Arbeit im Bereich Verkehr aus.

Hans-Bert Baumeister-Willingmann: Technisch wird sich sicherlich auch einiges verändern und weiterentwickeln. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man künftig Planungen virtuell, also mithilfe von VR-Brillen, überprüft. Aber da stehen wir derzeit eher noch am Anfang.

Abschließend kann man also sagen: Das Potenzial ist noch groß, aber ein Erfolgsmodell sind Sicherheitsaudits schon jetzt?

Harald Bode: Absolut! Wir wissen es natürlich nicht genau, da wir keine konkreten Zahlen vorliegen haben, aber ich glaube schon, dass wir durch Sicherheitsaudits in den vergangenen 20 Jahren Verkehrstote und Schwerverletzte verhindert haben. Verkehrsunfälle, die nicht passieren, werden nicht gezählt. Aber wir können uns sicher sein, dass wir in diesen 20 Jahren Menschenleben gerettet haben.

Foto Straßentunnel

Tunnelsicherheit

Straßen.NRW bringt fortlaufend die vorhandenen Tunnel auf Bundes- und Landesstraßen auf das aktuellste Sicherheitsniveau.

Abbildung der Hängebrücke Rheinbrücke bei Emmerich

Sicherheit von Brücken

Die Kontrolle und Instandhaltung von Brücken sind laufende Aufgaben von Straßen.NRW.