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Nachrüstprogramm für Tunnel

Anfang der 2000er Jahre wurde als Reaktion auf die verheerenden Unglücke in den Alpenländern europaweit und somit auch in Nordrhein-Westfalen ein grundlegendes Erneuerungsprogramm für alle Tunnel gestartet. Ziel ist es, jeden Tunnel auf den neuesten Stand der Sicherheit zu bringen.

Tunnelsicherheit hat höchste Priorität. Straßen.NRW modernisiert fortlaufend die in seiner Verantwortung befindlichen Tunnel.

Viele der Tunnel in Nordrhein-Westfalen haben bereits ein gutes bis sehr hohes Sicherheitsniveau. Jeder fertig nachgerüstete Tunnel im Verlauf von Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen gehört damit zu den sichersten in Europa. Damit das auch so bleibt, unterzieht der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen seine Tunnel regelmäßig einem Sicherheitscheck, um die Funktion der eingebauten Technik zu überprüfen. Durch regelmäßige Übungen proben Straßen.NRW und die Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei den Ernstfall.

Basis für die Nachrüstung sind der zwischen 2001 und 2003 durchgeführte Sicherheitscheck sowie die "Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln" (RABT), Ausgabe 2006. Die RABT wurden 2003 vor dem Hintergrund der Tunnel-Unglücke in den Alpen bundesweit eingeführt. Ebenfalls in diesem Zusammenhang wurde 2004 von der EU-Kommission die EG-Tunnelrichtlinie, die Mindestanforderungen an die Sicherheit von Tunneln im transeuropäischen Straßennetz definiert, bekannt gegeben. Die RABT wurden 2006 entsprechend den Anforderungen der EG-Tunnelrichtlinie ergänzt. Das Tunnelnachrüstprogramm berücksichtigt diese ebenfalls.

Im Vordergrund standen zunächst "Maßnahmen zur Selbstrettung" wie zum Beispiel Fluchtweg- und Notrufkennzeichnung und visuelle Leiteinrichtungen (aktiv leuchtende Leitelemente an den Fahrbahnrändern zur besseren Orientierung) sowie die Entwicklung landesweit einheitlicher Alarm- und Gefahrenabwehrpläne (AGAP).

Aufgaben im Zusammenhang mit der Tunnelnachrüstung

  • Nachrüstung bestehender Straßentunnel
    • Erfassung des vorhandenen Zustandes
    • Vergleich mit den Anforderungen der Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT), Ausgabe 2006
    • Priorisierung der Maßnahmen
    • Planung und Umsetzung der Maßnahmen
  • Schaffung verschiedener Organisationsformen zur dauerhaften Sicherstellung der Tunnelsicherheit
    • Verwaltungsbehörde
    • Tunnelmanager
    • Sicherheitsbeauftragter
    • Untersuchungsstelle
  • Durchführung verschiedener Maßnahmen zur dauerhaften Sicherstellung der Tunnelsicherheit
    • Betrieb der Tunnelleitzentrale NRW
    • Erstellung von Risikoanalysen, Sicherheitsdokumentationen, Alarm- und Gefahrenabwehrplänen
    • Planung und Durchführung von Übungen für verschiedene Notfälle gemeinsam mit den Einsatzdiensten
    • Durchführung regelmäßiger Inspektionen und Wartungen
    • Datensammlung und jährliche Berichte über Brände und Unfälle
  • Bündelung und Zusammenführung des "Tunnel-Sachverstands" sowie Verbesserung der Zusammenarbeit und des ressortübergreifenden Dialogs von
    • Straßenbauverwaltung
    • Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst
    • Ingenieuren und Forschung
  • Sicherstellung einer zentralen Wissensbasis "Tunnelsicherheit" mit folgenden Aufgaben
    • Bereitstellung nationaler und internationaler Dokumente zu Fragen der Tunnelsicherheit
    • Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen
    • Einbringen neuer Erkenntnisse in die Regelwerke
    • Abstimmung beim Umgang mit technischen Neuerungen
  • Öffentlichkeitsarbeit

Bauzeiten für das Tunnelnachrüstprogramm Stand: November 2023

B42 Tunnel Oberdollendorf (Königswinter)

  • Fertiggestellt: Löschwasserversorgung (Löschwasserleitung/ -behälter), zusätzliches Fluchttreppenhaus; zusätzliche Zugänge für BOS-Kräfte.
  • seit 2021: Arbeiten an Fluchtwegkennzeichnung und Orientierungsbeleuchtung an Mittelwänden, Belüftungsanlage, Belüftungssteuerung, Notrufstationen, Videoüberwachung, Lautsprecheranlage, Tunnelfunk/Verkehrsfunk, Mittelstreifenüberfahrt, verkehrstechnischer Tunnelausstattung, zentraler Leittechnik, Brandmeldeanlage, Beleuchtungsanlage und bauliche Maßnahmen.

B42 Galerie Oberdollendorf (Königswinter)

  • seit 2021: Arbeiten an Fluchtwegkennzeichnung und Orientierungsbeleuchtung an Mittelwänden, Belüftungsanlage, Belüftungssteuerung, Notrufstationen, Videoüberwachung, Lautsprecheranlage, Tunnelfunk/Verkehrsfunk, Mittelstreifenüberfahrt, verkehrstechnischer Tunnelausstattung, zentraler Leittechnik, Brandmeldeanlage, Beleuchtungsanlage und bauliche Maßnahmen.

B42 Oberkassel (Bonn-Oberkassel)

  • Fertiggestellt: zusätzliche Fluchttreppenhäuser; zusätzliche Zugänge für BOS-Kräfte, Regenrückhaltebecken.
  • seit 2021: Arbeiten an Löschwasserversorgung, Notbeleuchtung, Fluchtwegkennzeichnung und Orientierungsbeleuchtung an Mittelwänden, Notrufstationen, Videoüberwachung, Lautsprecheranlage, Tunnelfunk/Verkehrsfunk, Handfeuerlöschern, Mittelstreifenüberfahrt, verkehrstechnischer Tunnelausstattung, zentraler Leittechnik, Brandmeldeanlage, Beleuchtungsanlage und bauliche Maßnahmen.

B61 Weserauentunnel (Porta Westfalica)

  • Ab 2025 geplant: Erneuerung der verkehrstechnischen Tunnelausstattung entsprechend der Sicherheitsstandards der RE-ING / EABT-80/100.

B229 Altstadttunnel (Arnsberg)

  • Fertiggestellt: Notbeleuchtung, Fluchtwegkennzeichnung, Tunnelfunk/Verkehrsfunk, Brandmeldeanlage im Betriebsgebäude, unterbrechungsfreie Stromversorgung.
  • Ab 2024 geplant: Anbindung der zentralen Leittechnik, Erneuerung der Notrufsäulen, Anpassung der Verkehrstechnik, Löschwasserversorgung, Brandschottungen, Entwässerung.

L70 Kiesberg (Wuppertal)

  • Seit Juni 2016 fertiggestellt. Arbeiten an Belüftungssteuerung, zentraler Leittechnik und bauliche Maßnahmen. Arbeiten an Notbeleuchtung, Fluchtwegkennzeichnung und Orientierungsbeleuchtung, Videoüberwachung, Lautsprecheranlage, Tunnelfunk/Verkehrsfunk, Handfeuerlöschern, zentraler Leittechnik, Löschwasserversorgung, visuelle Leiteinrichtungen, unterbrechungsfreie Stromversorgung und bauliche Maßnahmen.
  • ab 2028 geplant: Sanierung des Tunnelbauwerks und Erneuerung der Betriebs- und Sicherheitstechnik

L107 Velbert-Langenberg

  • Fertiggestellt: Erweiterung der Videoüberwachung, Umbau der Lautsprecheranlage, Notrufstationen und bauliche Maßnahmen.
  • ab 2024 geplant: Anpassung der Belüftungssteuerung

L238 Europatunnel (Stolberg)

  • Derzeit nur provisorischer Betrieb nach Hochwasserschäden vom Juli 2021.
  • Ab 2024/2025 geplant: Erneuerung der gesamten Betriebs- und Sicherheitstechnik entsprechend der Sicherheitsstandards der RE-ING / EABT-80/100.

L260 Westbahnhof (Aachen)

  • Ab 2024 geplant: Arbeiten an Notbeleuchtung, Fluchtwegkennzeichnung, Tunnelfunk/Verkehrsfunk.

L418 Burgholz (Wuppertal)

  • Ab 2024: Erneuerung Brandmeldeanlage, Videotechnik, Dauer- und Wechselverkehrszeichen und Beleuchtung.
  • Fertiggestellt: Arbeiten an Notbeleuchtung, Fluchtwegkennzeichnung, Mittelstreifenüberfahrt, zentraler Leittechnik, Beleuchtungsanlage, Notrufsäulen an Tunnelportalen, Tunnelfunk/Verkehrsfunk, verkehrstechnischer Ausstattung und bauliche Maßnahmen.

L530 Rathaustunnel (Lüdenscheid)

  • Baubeginn ist im November 2018 erfolgt. Anpassung an den Sicherheitsstandard der RABT 2006. Derzeit Asbestsanierung.

L562 Wellersberg (Siegen)

  • Fertiggestellt: Brandmeldeanlage im Betriebsgebäude, unterbrechungsfreie Stromversorgung. Erneuerung und Anbindung der zentralen Leittechnik, Erneuerung der Notrufsäulen.

L601 Altendorfer Straße (Dorsten)

  • Ab 2024: Arbeiten zur Anpassung entsprechend der Sicherheitsstandards der RE-ING / EABT-80/100.

L697 Hestenberg (Plettenberg)

  • Ab 2025: Arbeiten zur Anpassung entsprechend der Sicherheitsstandards der RE-ING / EABT-80/100 unter anderem Erneuerung der Zentralen Leittechnik, der Beleuchtung und Belüftung, Fluchtwegkennzeichnung, Energieversorgung und Steuerung des Havariebeckens.

L751 Menkhauser Berg (Oerlinghausen)

  • Ab 2024: Erneuerung der Lüftung einschließlich Anpassung der Lüftersteuerung, Erneuerung der Beleuchtung.

Radweg Klosterholz, Gevelsberg

  • seit 2021 (Bauzeit jeweils nur Mai-Juli): bauliche Sanierung und Einbau einer Trennung zwischen Verkehrsraum und Fledermaushabitat, anschließend Einbau der Betriebs- und Sicherheitstechnik, entsprechend der landesweiten Sicherheitsstandards für Radwegetunnel in Anlehnung an RE-ING / EABT-80/100.