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Nordrhein-Westfalen setzt bei Ersatzneubauten von Brücken auf Expressbauweise

Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen

Das Land Nordrhein-Westfalen setzt seine im November verkündete Sanierungsoffensive „Straßeninfrastruktur NRW" mit ersten Maßnahmen weiter um und forciert dabei das Tempo. In den nächsten zehn Jahren soll der Anteil von Straßen, Brücken und Tunneln im Land in einem sanierungsbedürftigen Zustand deutlich abgebaut werden. Allein im Bereich der Brücken sollen 400 Bauwerke in der Zuständigkeit des Landes saniert oder durch Neubauten ersetzt werden. Dabei werden auch neue, innovative Schnellbauweisen vermehrt eingesetzt, die in der Planung und auch der Umsetzung Zeit sparen. Über die konkrete Umsetzung dieser speziellen Systembauverfahren informierte sich am Mittwoch, 6. März 2024, Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer bei einem Vor-Ort-Termin an der Wupperbrücke Blombacher Bach an der L420 in Wuppertal, die seit Oktober neu gebaut wird.

„Die Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen im Land sind auf eine funktionsfähige Infrastruktur angewiesen. Daher investieren wir in die Zukunft unseres Landes“, sagte Minister Krischer. „Unsere Straßen, Brücken und Tunnelanlagen sind in die Jahre gekommen und vielerorts akut gefährdet. Das hat zum einen mit dem starken Zuwachs insbesondere beim Güterverkehr zu tun. Zum zweiten aber auch damit, dass wir in den letzten Jahrzehnten zu wenig in den Erhalt der vorhandenen Infrastruktur investiert haben“, betonte Minister Krischer. Mit der Sanierungsoffensive will die Landesregierung nicht nur die Verschlechterung aufhalten, sondern die Straßeninfrastruktur nachhaltig verbessern.

Sanierungsoffensive für Nordrhein-Westfalen gestartet

Bereits im November hatte Minister Oliver Krischer eine Sanierungsoffensive für die Straßeninfrastruktur in Nordrhein-Westfalen vorgelegt. Ziel dieses 11 Punkte-Plans ist es, die Verkehrsinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen zukunftssicher zu machen und vor allem die Sanierung und den Ersatzneubau in den Fokus zu rücken. Der Einsatz der neuen Expressbauweise ist Teil dieses Maßnahmenpaketes.

„Nordrhein-Westfalen steht vor der gewaltigen Herausforderung, die vorhandene Verkehrsinfrastruktur zukunftsfest zu machen“, sagte Verkehrsminister Oliver Krischer.  Mit der Sanierungsoffensive will die Landesregierung die Weichen für die Zukunft unseres Standortes stellen. „Wir wollen in den kommenden zehn Jahren den bestehenden Anteil von Straßen, Brücken und Tunnel in Nordrhein-Westfalen in einem sanierungsbedürftigen Zustand deutlich abbauen. Dafür legt die Landesregierung etwa beim Straßenbau den Schwerpunkt auf die Sanierung“, kündigte Minister Oliver Krischer an.

Die Sanierungsoffensive umfasst vor allem folgende Einzelpunkte:

  1. Priorisierung bei Sanierung der vorhandenen Straßeninfrastruktur
  2. 10-Jahres-Programm Brückenerneuerung
  3. Neuausrichtung Erhaltungsplanung Landesstraßen
  4. Tunnel vorausschauend modernisieren
  5. Mehr Transparenz durch Veröffentlichung der Zustandsdaten
  6. Fachkräftemangel offensiv bekämpfen
  7. Beschleunigung durch Entschlackung von Haushalts- und Vergaberecht
  8. Innovative Bauweisen und Systeme
  9. Übergreifende Baustellenkoordination
  10. Verkehr und Umwelt zusammendenken
  11. Einsatz von Recyclingbaustoffen im Straßenbau

Innovative Bauweisen sollen verstärkt umgesetzt werden

Der etwa sechs Millionen Euro teure Ersatzneubau der Wupperbrücke Blombacher Bach an der L 420 ist ein Pilotprojekt für die funktionale Ausschreibung und kann zukünftig auch als Musterausschreibung für weitere Projekte dienen und eine schnellere Realisierung ermöglichen. Bei einer funktionalen Ausschreibung wird kein detaillierter Leistungskatalog vorgegeben, sondern die Leistung nach dem zu erreichenden Ziel definiert. Die Bieter erhalten dabei die Rahmenbedingungen, die bei der Angebotsabgabe zu beachten sind. Planung und Entwurf von Rück- sowie Ersatzneubau wird vom Auftragnehmer übernommen. Dies spart dem Auftraggeber Personal und Zeit. Hinzu kommt: Die Brücke wird in modularer Expressbauweise erstellt. Der Großteil der neuen Brücke besteht aus Betonfertigteilen mit Ortbetonergänzung. Dies verkürzt auch die Bauzeit. Die beträgt im Fall der Wupperbrücke Blombacher Bach nur gut sechs Monate. Mitte April soll die Brücke fertig sein. In konventioneller Bauweise hätte der Bau dieser Brücke etwa ein bis anderthalb Jahre gedauert.

„Innovative Bauverfahren ermöglichen es den Bau zu beschleunigen und die Beeinträchtigung für den Verkehr möglichst gering zu halten. Deshalb setzt Straßen.NRW auch bei Ersatzneubauten auf die Zusammenarbeit mit Bauunternehmen, die innovative Verfahren wie ressourcensparende Fertigteilbauweisen zur schnellen und sicheren Errichtung von Bauwerken entwickelt haben. Diese haben wir bereits in der Vergangenheit sehr erfolgreich vereinzelt eingesetzt und getestet. Jetzt rollen wir es landesweit dort aus“, sagt Dr. Petra Beckefeld, technische Direktorin des Landesbetriebes Straßen.NRW.

Die Wupperbrücke Blombacher Bach ist eine von insgesamt 51 Brückenbaumaßnahmen, die sich in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr mit einem Gesamtvolumen von 160 Millionen Euro in der Umsetzung befinden werden, darunter 35, die in diesem Jahr neu begonnen werden. Insgesamt sollen in den nächsten zehn Jahren rund 400 Brücken in der Zuständigkeit des Landes ersetzt werden.

Rekordinvestitionen in Sanierung und Ersatzneubauten

Die Landesregierung hat in diesem Jahr die Mittel für den Erhalt und die Sanierung der Landesstraßeninfrastruktur weiter gesteigert. Insgesamt sind in diesem Jahr 220 Millionen Euro für die Sanierung von Straßen, Brücken und sonstigen Straßenbestandteilen fest eingeplant. Das Landesstraßenerhaltungsprogramm 2024 umfasst 151 größere Einzelmaßnahmen. Hinzukommen weitere rund 23 Millionen Euro, die in die Sanierung von Radwegen an Landesstraßen in NRW fließen werden. „Im Zuge unserer Sanierungsoffensive werden wir in diesem Jahr Rekordsummen in die Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen investieren“, erklärt Verkehrsminister Oliver Krischer.

Infrastrukturkonferenz für Nordrhein-Westfalen am 15. März

Bereits im November hatte Minister Oliver Krischer angekündigt, dass die Landesregierung bei der Umsetzung des 11-Punkte-Plans die Stakeholder in den regionalen- und landesweiten Dialogprozess einbinden wird – Bund, Land, Kommunen, Kreise bis hin zu Firmen, Verbänden und Handelskammern. „Der Erhalt und die Sanierung unserer Straßen, Brücken und Tunnelanlagen kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen und sich einbringen“, forderte Minister Krischer.

Eine erste solche regionale Infrastrukturkonferenz wurde im letzten Jahr bereits durch die Bezirksregierung Düsseldorf durchgeführt. Eine weitere lokale Konferenz des Märkischen Kreises hat ebenfalls bereits stattgefunden. Diesen regionalen- und landesweiten Dialogprozess wird das Ministerium mit der Konferenz zur „Verkehrsinfrastruktur in NRW“ am 15. März in Düsseldorf auf Landesebene fortsetzen, an die sich dann wiederum weitere regionale Strukturen anschließen werden.

Weitere Informationen zu der Wupperbrücke Blombacher Bach und zur Expressbauweise der neuen Brücke

Die Brücke verläuft parallel zur Wuppertalbrücke A1. Die L420 ist für dort ansässige Gewerbebetriebe eine wichtige Route und verbindet die L58 (Lenneper Straße) mit der L527 Beyenburger Straße. Die 1965 gebaute Brücke wies gravierende Mängel in mehreren Stahlbetonbauteilen auf, die ihre Tragfähigkeit beeinträchtigten. Die Brücke hatte nur noch eine kurze Restnutzungsdauer und wird in einer Expressbauweise neu errichtet.

Konkret heißt das:

Der Großteil der neuen Brücke besteht aus Betonfertigteilen mit Ortbetonergänzung. Der Überbau besteht aus 8 Spannbeton-Fertigteilbindern (Längsträger). Die Montage der einzelnen, jeweils rund 80 Tonnen schweren Längsträger erfolgte im sogenannten Tandemhub mit zwei Mobilkranen. Da die Fertigteilbinder auf den östlichen Straßenbereich der Brücke geliefert wurden, wurden sie zunächst auf der östlichen Seite von einem Mobilkran alleine hochgehoben und in Richtung Brückenmitte positioniert. Da für den restlichen Weg der Mobilkran die Last des Binders nicht allein tragen kann, hat sich ein weiterer Mobilkran zusätzlich auf der westlichen Seite an die mittig eingehängte Traverse eingehakt. Schließlich wurde mit beiden Mobilkranen der Fertigteilbinder auf die Widerlager aufgesetzt. Durch diese Art der Montage wurde außerdem eine Beeinträchtigung der Wupper verhindert.

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