Seiten-URL: https://www.strassen.nrw.de/de/meldung/b54-von-zwergfledermaus-bis-zaunkoenig-strassen-nrw-schafft-bessere-lebensraeume-durch-kompensationsmassnahmen-in-luenen.html

B54: Von Zwergfledermaus bis Zaunkönig: Bessere Lebensräume durch Kompensationsmaßnahmen in Lünen

Lünen (straßen.nrw). Wer zu Fuß oder mit dem Rad entlang der Baustelle an der B54 in Lünen unterwegs ist, hat die Veränderungen vielleicht schon bemerkt. Und damit ist nicht nur der Abriss des ehemaligen „Antik-Markts“ gemeint, der in dieser Woche begonnen hat: Rechts und links der Bundesstraße entstehen naturnahe Lebensräume auf bisher artenarmen Flächen. Das Fachwort dafür heißt Kompensation. Und das bedeutet: Wann immer für Straßenbaumaßnahmen an einer Stelle Flächen zusätzlich versiegelt werden, müssen an anderer Stelle neue Lebensräume geschaffen werden.

Für den zweispurigen Ausbau der B54 (Dortmunder Straße) in Lünen zwischen B236 und Kupferstraße setzt die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr auf verschiedene Maßnahmen, um den Eingriff in die Natur auszugleichen. Auf insgesamt knapp drei Kilometern Länge wird die B54 in beide Fahrtrichtungen zweispurig ausgebaut. Am nördlichen Ausbauende, direkt gegenüber der Kreuzung der B54 mit der B236, wird auf einer Fläche von rund 3.000 Quadratmetern ein naturnaher Laubwald mit Hainbuchen und Stieleichen entstehen. Die ersten Bäume werden voraussichtlich 2024 gepflanzt.

Auf den Flächen des alten Backsteingebäudes, das vielen Lüner*innen als "Antik-Markt" bekannt ist, entsteht eine Wildobstwiese mit artenreichem Extensivgrünland und Quartieren für unterschiedliche Tierarten. Der bestehende Baumbestand wird gesichert und erhalten. An mehreren Stellen auf den neu entstehenden Wiesenflächen werden Wildbienenhügel und andere Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten eingerichtet. Das Gebäude selbst wird derzeit abgerissen, weil Straßen.NRW die langfristige Erhaltung der Gebäudesubstanz und zum Beispiel einen dauerhaften Schutz gegen Vandalismus oder unbefugte Nutzung nicht gewährleisten kann.

Die beiden Garagen direkt dahinter bleiben unter anderem als Fledermausquartiere erhalten. „Die Garagen waren schon vor Beginn der Bauarbeiten sehr dicht mit Efeu überwachsen und boten Vögeln und Fledermäusen beste Möglichkeiten, ihre Jungen geschützt aufzuziehen“, erläutert Susanne Westheide, zuständige Landespflegerin von Straßen.NRW den Hintergrund. Unter anderem Zwergfledermäuse, Zaunkönige, Bachstelzen und Rauchschwalben zählen zu den künftigen mietfrei wohnenden Gästen. Im Sommer 2023 verwandelten Westheide und ihre Kolleg*innen die Garagen in ein kleines Brutparadies: Die Garagen wurden gereinigt und kleinere Schäden an den Mauern beseitigt. In die Tore wurden Einflugspalten geschnitten und die Kanten zusätzlich gepolstert, um das Verletzungsrisiko beim Ein- und Ausflug zu minimieren. Zudem wurden ein großer Fledermausnistkasten und Nisthilfen für Schwalben installiert.

Etwa in der Mitte des Baufelds, kurz vor der Brücke über den Datteln-Hamm-Kanal, musste Straßen.NRW im Spätsommer 2022 zunächst aber eine wahre „Mondlandschaft“ schaffen: „Wir haben hier vor der sogenannten Mahdgutübertragung erst einmal die Grasnarbe und die obere Bodenschicht entfernt“, so Westheide. Bei einer Mahdgutübertragung werden gemähte Pflanzenteile mitsamt ihren Samen von einer Fläche mit den gewünschten Arten auf eine zweite Fläche gebracht und dort verteilt. Aus den Samen entwickeln sich dann in der folgenden Saison neue Pflanzen. Die Mahd für die Kompensationsflächen rund um den Hönninghauser Bach stammt von einer artenreichen Wiese in einem Naturschutzgebiet in Bergkamen und wurde im Frühherbst 2022 übertragen.

Auf einer rund 5.000 Quadratmeter großen Fläche wurde das Bett des neuen Hönninghauser Bachs modelliert. In der Vergangenheit verlief der Bach in weiten Teilen unterirdisch durch Rohre. Jetzt mäandert er über eine Strecke von etwa 300 Metern durch artenreiches Feucht- und Magergrünland, bevor er in den Landwehrgraben mündet. Der Bach hat keine natürliche Quelle, sondern wird durch Regenwasser gespeist. In besonders trockenen Sommern wird er künftig trockenfallen, in besonders feuchten Sommern kann er die ihn umgebenden Grünflächen überfluten. So entsteht ein ganz besonderes Biotop. Die Uferbereiche wurden mit Regiosaatgut eingesät. 4,3 Hektar Feucht- und Magergrünland umgeben den Bachlauf. Hier gedeihen so unterschiedliche Pflanzen wie Kohldistel, Kuckucks-Lichtnelke, Wiesen-Flockenblume und andere für Feuchtwiesen typische Pflanzen. Dieser neu gestaltete Lebensraum bietet die besten Lebensbedingungen für verschiedene Amphibien und wasserliebende Insekten, wie zum Beispiel Libellen. Später werden die Flächen als extensive Weideflächen genutzt werden, womit sichergestellt wird, dass der Strukturreichtum und damit auch die Biodiversität verbessert werden. Susanne Westheide: „Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell die Natur sich freie Räume zurückerobert.“

Nach Abschluss der Bauarbeiten wird Straßen.NRW mehrere dichte und mehrreihige Gehölzhecken pflanzen, unter anderem beiderseits des Geh- und Radweges entlang der B54. Doch mit diesen letzten Pflanzungen ist die Arbeit noch nicht getan: Gerade junge Bäume benötigen mindestens drei Jahre lang intensive Pflege bis sie sich an ihrem neuen Standort wirklich etabliert haben. Die Grünflächen müssen regelmäßig gepflegt werden – dazu gehört die Flächen zweimal jährlich zu mähen und das Schnittgut zu entfernen, damit der Boden nicht zu nährstoffreich wird und die erwünschten Pflanzen verdrängt werden. Frühestens in 30 Jahren wird Straßen.NRW die ersten Pflegemaßnahmen in dem neuen Laubwald an der B236 durchführen, damit sich der Baumbestand auch dort gut und gesund weiterentwickelt.

Ihr Kontakt zur Regionalniederlassung

Regionalniederlassung Ruhr
0234 9552-0

Ansprechpartnerin für Journalist*innen

Nadia Leihs
0234 9552-167

Zurück