B233: Straßen.NRW informierte mit einer Bürgerversammlung zur Sanierung der Hochstraße in Kamen

Die Sanierung der Hochstraße ist ein langgehegter Wunsch vieler Bürger*innen in Kamen. Der Zustand der Fahrbahn der B233, die auf drei Brücken über die Kamener Innenstadt verläuft, macht den Autofahrer*innen schon lange zu schaffen: Viele Schlaglöcher und daraus resultierende Geschwindigkeitsbeschränkungen sorgen immer wieder für Unmut, während Anwohner*innen über die zusätzliche Lärmbelastung klagen. Daran aber soll sich nun etwas ändern: Die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr plant die Erneuerung von Fahrbahn und Brücken. Um schon möglichst frühzeitig über das anstehende Großprojekt zu informieren, lud die RNL Ruhr nun gemeinsam mit der Stadt Kamen zu einer Info-Veranstaltung in die Stadthalle Kamen ein.
Die Resonanz war groß: Rund 80 Bürger*innen nutzten die Gelegenheit, um sich aus erster Hand zu informieren. Niederlassungsleiterin Nicole de Witt erläuterte gemeinsam mit den Projektleitern Sebastian Felgenhauer und Maik Kondziolka, wie nicht nur die Fahrbahn saniert werden soll, sondern wie auch die Brückenbauwerke instand gesetzt werden sollen, um ihre Nutzungsdauer zu verlängern. 2025, so de Witt, soll die Sanierung am südlichen Ende der Hochstraße starten und in zwei Abschnitten durchgeführt werden. Insgesamt rechnen die Fachleute mit einer Bauzeit von rund drei bis vier Jahren.
Was im Detail im ersten Bauabschnitt – zwischen Henry-Everling-Straße und Sesekedamm - gemacht werden soll, stellte Projektleiter Sebastian Felgenhauer vor: Erneuert werden Kappen und Lager der Brücke, die über die Bahngleise, Schäfer-, Post- und Bahnhofstraße sowie den Gerberweg führt. Ersetzt werden die Fahrbahnübergänge und die Lärmschutzwände auf der Brücke. Zusätzlich wird die Brücke neu abgedichtet und Schäden am Beton der Pfeiler, Widerlager sowie der Unterseite der Brücke werden beseitigt.
Vor allem aufwendige Nachberechnungen am Brückenbauwerk über die Seseke, die im zweiten Bauabschnitt liegt, sind Grund dafür, warum die Sanierung so lange auf sich warten ließ: Erst die Fahrbahn zu sanieren und kurze Zeit später zur Erkenntnis zu gelangen, noch einmal die Brücke verstärken zu müssen, sei weder sinnvoll noch wirtschaftlich, so de Witt. Wie komplex die Untersuchungen dieser Brücke waren, darüber gab Maik Kondziolka einen Überblick. Unter anderem waren Drohnen zur Vermessung eingesetzt, ein aufwendiges 3-D-Modell erstellt und komplexe Rechenverfahren eingesetzt worden. Die Ergebnisse dieser Nachrechnung liegen nun vor. Dass die Konstruktion der Sesekebrücke und die daraus resultierende Lastenverteilung ein Sonderfall ist, zeigte er eindrucksvoll und auch für Laien verständlich anhand eines selbst gebauten Modells. Da es sich hierbei um einen baulichen und rechnerischen Sonderfall handelt, ist eine Zustimmung im Einzelfall durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr erforderlich.
„Dass diese Maßnahme eine Riesen-Herausforderung für alle Beteiligten wird, ist klar“, betonte Nicole de Witt. Schließlich verläuft die B233 (Hochstraße) über mehrere Brückenbauwerke quer durch die Kamener Innenstadt und ist eine mit mehr als 30.000 Fahrzeugen täglich hochbelastete Strecke. Daher machte sie den Anwesenden deutlich: „Was wir hier tun werden, wirkt dem Verschleiß der Brücken entgegen und sichert ihre Lebensdauer ab. Mittelfristig aber müssen die Bauwerke erneuert werden.“
„Ich freue mich, dass Sie heute hier sind“, machte Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen mit Blick auf das Team von Straßen.NRW deutlich und betonte mit Blick auf die detaillierten Ausführungen zum Thema Brückennachrechnung: „Mit der Frage, warum die Sanierung so lange auf sich warten lässt, wurden auch wir in der Vergangenheit immer wieder konfrontiert. Heute bekommen wir eine nachvollziehbare Erklärung, warum das so lange gedauert hat.“
In der abschließenden Fragerunde ging es vor allem um das Verkehrskonzept während der Maßnahme und die zu erwartenden Ausweichverkehre. Sebastian Felgenhauer versicherte, dass auf der Hochstraße selbst der Verkehr während der gesamten Zeit mindestens auf einer Spur je Fahrtrichtung fließen soll. Das, so antwortete der Fachmann auf Fragen zur Bauzeit, sei auch ein Grund dafür, warum für die Gesamtmaßnahme eine Bauzeit von drei und vier Jahren angesetzt sei: „Natürlich könnte man bei einer Vollsperrung schneller bauen – aber die will wohl niemand hier im Raum.“ Und natürlich könne man auch über Bauarbeiten im Dreischicht-Betrieb nachdenken, aber: „Bauarbeiten in der Nacht wollen wir den Anliegern entlang der Bauwerke nicht zumuten.“ Auch die künftige Lärmbelastung war ein Thema, das viele Anwesende bewegte: „Höhere Lärmschutzwände und offenporiger Asphalt sind keine Optionen, denn Ziel unserer Maßnahmen ist, dass die Brücke leichter werden soll“, so de Witt. Viel Zuspruch fand der Wunsch einiger Anwohner, auch künftig das Tempolimit von 50 Stundenkilometern auf der Strecke beizubehalten. Dass dies eine politische Entscheidung sei und nicht im Verantwortungsbereich von Straßen.NRW liege, machte die Niederlassungsleiterin deutlich. „Die Hochstraße ist eine Bundesstraße, sie dient dem überörtlichen Verkehr.“
Und auch Fragen nach dem anstehenden Neubau der Hochstraße wurden laut: Warum werde erst saniert, wenn klar sei, dass die Brücken ohnehin neu gebaut werden müssen? Die Antwort blieb Nicole de Witt nicht schuldig: Ein Neubau sei ungleich aufwendiger, teurer und belastender als die nun vorgestellte Sanierung. Und nichts zu tun, sei keine Alternative – dies könne zu schnellerem Verfall der Brückenbauwerke und noch größeren Schäden führen.