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Kompensations­maß­nahmen im Straßen­bau

Straßenbau ist ohne Eingriffe in Natur und Landschaft nicht möglich. Der Verursacher eines Eingriffs ist verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen auszugleichen oder zu ersetzen. Fachgesetze, wie das Bundes­naturschutz­gesetz, sind für die Planung von Straßen zu beachten. Straßen.NRW setzt dabei nicht nur auf eigenes Know-how, sondern arbeitet intensiv mit Fachbüros und externen Gutachtern zusammen. Diese Seite gibt einen Überblick über einige gängige Kompensations­maßnahmen.

Video Umweltkompensation

39 Millionen Quadratmeter neue Lebensräume hat Straßen.NRW schon angelegt. Das sind umgerechnet rund 5.400 Fußballfelder. 165 "Fußballfelder" kamen allein 2022 hinzu. Erfahren Sie mehr im Video.

Der Lebenszyklus von Kompensationsmaßnahmen Von der Planung bis zur dauerhaften Pflege

Schon in der Planungsphase einer Straße wird die betroffene Natur und Landschaft in ihrem Bestand detailliert erfasst und bewertet. Aus einer umfassenden Konfliktermittlung resultiert ein Gesamtkonzept, welches Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen beinhaltet. Der Überbegriff ist Kompensation und ein wesentlicher Teil der Baurechtsschaffung (z.B. bei der Planfeststellung). In der Regel liegt hierfür ein Landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP) vor.

Auch nach der Planung und Genehmigung gibt es bei der Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen Einiges zu beachten. Der Landschaftspflegerische Ausführungsplan (LAP) stellt die aus dem LBP abgeleitete und baureife Form für eine Ausschreibung dar. Dort müssen die baurechtlichen Auflagen (ähnlich wie beim Hausbau) genau befolgt werden. So ist die Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen an enge räumliche und zeitliche Vorgaben gebunden. Die Kolleg*innen im Fachbereich Landschaftsbau bei Straßen.NRW überwachen die Landschaftsbauarbeiten bei der Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen. Unterstützung bekommen alle Beteiligten durch die Umweltbaubegleitung. Die Umweltbaubegleitung steht den Fachbauüberwachungen und Baufirmen beratend zur Seite. Sie hilft, die umweltrechtlichen Vorgaben umzusetzen.

Die Kompensationsverpflichtung hält im Regelfall so lange, wie der Eingriff in Natur und Landschaft andauert. Die prächtige Streuobstwiese, das Eidechsenhabitat oder die Feuchtwiese aus der Kompensation erfordern also auch nach ihrer Herstellung intensive Kontrolle und dauerhafte Pflege. Hier sind weiterhin die Kolleg*innen aus dem Landschaftsbau, die die Maßnahmen umgesetzt haben, verantwortlich. Die Herstellung, Umsetzung und Pflege von Kompensationsmaßnahmen erfolgt in den Bauabteilungen unserer Niederlassungen.

In Agrarregionen führt Straßen.NRW häufig sogenannte produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen durch: dies bedeutet eine abgeschwächte landwirtschaftliche Nutzung. Da hierbei auf häufiges Mähen, Herbizide und Dünger verzichtet wird, kann es auch zu Problemen auf Nachbarkulturen führen, z.B. Disteln oder Neophyten. Insbesondere bei solchen Maßnahmen sind regelmäßige Kontrolle und der die Steuerung der Pflege erforderlich.

Bei den oft sehr kleinteiligen Aufgaben und den über ganz NRW verteilten Kompensationsflächen ist ein Kataster unerlässlich. Es verschafft Straßen.NRW einen Überblick über die aktuell notwendigen Kontroll- und Pflegemaßnahmen und hilft bei der Dokumentation. Straßen.NRW pflegt dafür eine eigene Software.

Stillgewässer und Blänken

Kennzeichnend für Stillgewässer ist - wie der Name bereits nahelegt - das weitgehend stillstehende Wasser an der Oberfläche. Naturnahe Stillgewässer zeichnen sich in der Regel durch eine strukturreiche, vielfältige Vegetation aus. Im Flachland und in den Niederungen wird vor allem die so genannte Blänke angelegt. Hierbei handelt sich um ein flaches Gewässer, das auf natürlichem Wege durch Stau- oder Regenwasser gespeist wird. Der Wasserstand wechselt dementsprechend und hängt von der Jahreszeit ab.

Charakteristisch für Blänken ist oft die hohe Vielfalt an Pflanzen (zum Beispiel Binsen, Gräser, Schilf oder Wasserlinsen). Sie bietet Wiesenvögeln und Amphibien einen attraktiven Lebensraum.

Selbst nutzen sollte der Mensch die Stillgewässer im Sinne der ökologischen Vielfalt allerdings nicht - sie dienen nicht als Badesee. Ebenso wenig stellen sie eine neue Bleibe für Fische dar, für die im heimischen Gartenteich oder Aquarium kein Platz mehr ist.

Streuobstwiesen

Streuobstwiesen haben in vielen Regionen von Nordrhein-Westfalen über Jahrzehnte die Landschaft geprägt. Höfe und Siedlungen waren umgeben von Grüngürteln, die häufig aus verschiedenen Obstgehölzen bestanden. Als Streuobstwiesen bezeichnet man die traditionellen Formen des Obstanbaus, bei denen großkronige und meist hochstämmige Bäume verschiedener Obstarten und -sorten mehr oder weniger locker über das Grünland "gestreut" erscheinen. 1949 verfügten noch circa 82 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe über Obstbäume. Ab Mitte der 1950er Jahre, mit dem Aufkommen moderner Produktionsverfahren, begannen jedoch umfangreiche Rodungen. Seit den 1980er Jahren wird deshalb aus Gründen der Landschaftsästhetik sowie des Umwelt- und Naturschutzes verstärkt versucht, Streuobstwiesen zu erhalten und neu anzulegen. Denn diese haben eine herausragende Bedeutung für die biologische Vielfalt in Mitteleuropa, bieten sie doch zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Die Tiere auf Streuobstwiesen profitieren von den saisonalen Nahrungsspitzen (Blüte, Fruchtfall und Mahd) und den Nahrungseigenarten (unter anderem faulendes Obst, Totholzhaufen).

Kompensationsmaßnahmen – wie hier eine Streuobstwiese – werden auch nach der Anlage kontinuierlich gepflegt.

Der ökologische Wert von Streuobstwiesen steigt dabei mit zunehmenden Alter. Bedingung hierfür sind jedoch eine dauerhafte und fachgerechte Pflege und regelmäßige Nachpflanzungen mit regionaltypischen Sorten. Streuobstwiesen mit Bäumen aller Altersstufen sind besonders abwechslungsreich und bieten somit zahlreichen wirbellosen Tierarten einen Lebensraum. Die verschiedenen Bestandteile der Obstbäume (Blüten, Blätter und Holz) sind Nahrung für viele Insektenarten. Der Höhlenreichtum alter Obstbäume dient vielen Vogelarten als Lebensraum. Bewohner von Streuobstwiesen sind zum Beispiel Amsel, Blaumeise, Buchfink, Feldsperling, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper, Grünspecht, Kohlmeise und Star. Die charakteristische Tierart der Streuobstwiese in Nordrhein-Westfalen ist der Steinkauz. Viele weitere Säugetiere profitieren vom Höhlenreichtum der Streuobstwiesen, etwa Haselmaus, Gartenschläfer oder Siebenschläfer. Fledermäuse nutzen Obstwiesen als Jagdrevier und die Baumhöhlen als Unterschlupf.

Aufforstung

Gebüsche, Hecken und Feldgehölze sind wichtige Landschaftselemente unserer Kulturlandschaft. Sie erstrecken sich entlang von Wegen und Straßen, prägen viele Ortsränder und sind Bestandteil der Siedlungen. Die Gehölzstrukturen sind keine natürlichen Bestandteile der Landschaft. Besonders die Hecken haben seit Jahrhunderten vielfältige Aufgaben. Lange Zeit dienten sie als Schutzwehr und auch heute noch übernehmen sie teilweise die Funktion eines "lebenden Zaunes" und markieren Grenzen. Darüber hinaus hatten zum Beispiel Wallhecken bis in die 1950er Jahre regional große Bedeutung für die Brennholzversorgung. Traditionelle Heckenlandschaften finden wir in der ganzen Bundesrepublik. In Nordrhein-Westfalen sind etwa Wallhecken wesentlicher Bestandteil der Landschaft im Münsterland.

Gebüsche, Hecken und Feldgehölze sind wichtige Landschaftselemente unserer Kulturlandschaft.

Entsprechend den standörtlichen Gegebenheiten dienen Gebüsche, Hecken und Feldgehölze dem Wind- und Erosionsschutz. Sie haben positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt und wirken als Luftfilter. Die Gehölzstrukturen sind vielfach in Gras- und Krautzone, Strauchschicht und Baumschicht gegliedert. Aufgrund des hohen Strukturreichtums (dunkel bis hell, feucht bis trocken, kühl bis warm) bieten Gebüsche, Hecken und Feldgehölze besonders wertvolle Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt.

Werden Sträucher und Hecken neu angelegt, kommen dabei einheimische und standortgemäße Arten zum Zuge. Bei den Sträuchern zum Beispiel Hartriegel, Hasel, Heckenrose, Liguster, Pfaffenhütchen, Schlehe, Schneeball oder Weißdorn. Bei Baumarten unter anderem Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Hainbuche, Kirsche und Vogelbeere.

Bei fachgerechter Anlage, Pflege und Unterhaltung schaffen Gehölzstrukturen, also Gebüsche, Hecken und Feldgehölze, für viele Pflanzen- und Tierarten neue Lebensräume. Zu finden sind viele Vogelarten, Insekten und Schmetterlinge. Je nach Struktur sind auch schnell Amphibien und Reptilien zu finden. Auch Feldhase, Igel, Iltis oder Wiesel nutzen diese Biotope mitunter als Lebensraum oder für ihre Nahrungssuche.