Baumpflege
Das ökologische Gleichgewicht liegt uns am Herzen. Straßen.NRW betreibt deshalb ein professionelles Baum-Management. Wir beschäftigen Baumkontrolleure, die den Bestand detailliert im Blick haben. Wir kümmern uns um Anpflanzungen und die fortlaufende Pflege.
Baumkontrolleure im Einsatz
2007 hatte der Landesbetrieb Straßenbau als erste Straßenbauverwaltung in Deutschland flächendeckend Baumkontrolleure in seinen Regionalniederlassungen installiert. Die Mitarbeiter sind in Nordrhein-Westfalen auf den Straßen in der Zuständigkeit von Straßen.NRW unterwegs. Der "Baumdoktor" prüft die Bäume und Gehölze, die Auffälligkeiten aufweisen, "auf Herz und Nieren", teilt sie in Vitalitätsstufen von 1 bis 3 ein und pflegt die Ergebnisse in ein digitales Baumkataster ein. Ziel ist, sich ein genaues Bild vom Zustand aller Teile eines Baumes zu machen, von der Krone bis zu den Wurzeln.
Als "Besteck" nutzt der Baumkontrolleur Sondierstab, Schonhammer und Splintmesser, um Schäden durch Insektenbefall oder Infektionen durch Bakterien und Pilze genau zu bestimmen. Um in die Krone eines Baumes zu gelangen, muss auch schon mal der Hubsteiger einer Straßen.NRW-Meisterei zur Hilfe genommen werden. Werden Mängel oder Schäden an den Gehölzen entdeckt, stellt der Baumkontrolleur einen "Behandlungsplan" auf. Maßnahmen können der Kronenschnitt oder die Kronensicherung genauso wie im schlimmsten Fall das Fällen eines Baumes sein, wenn ihm nicht mehr zu helfen ist.
Schnell gehandelt werden muss, wenn der Baum "in einen Unfall verwickelt war" - der Anprall eines Fahrzeuges einen Schaden am Baum hinterlassen hat. Die "Wunde" wird sofort mit Wasser eingesprüht, damit die Stelle nicht austrocknet und vernarbt. Dann wird der Baum mit einem "Verband" (mehrlagige Stretchfolie) umwickelt, damit sich unter der Folie neues Gewebe bilden kann.
Jungbäume an Straßen
Bäume an Straßen prägen die Landschaft. Eine baumverträgliche und kostensparende Pflege erlaubt es, junge Bäume gezielt zu entwickeln und gleichzeitig dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Verkehrsteilnehmer Rechnung zu tragen. So legt Straßen.NRW den Grundstein für einen dauerhaften Erhalt von Bäumen an den Straßen in Nordrhein-Westfalen.
Pflege in der Jugendphase
In den ersten Jahren nach der Pflanzung wachsen Bäume sehr schnell. Jeder neu gepflanzte Straßenbaum verhält sich in seiner Jugendphase wie ein einzelner Baum in der freien Landschaft. Dabei baut er eine stabile Krone auf und erobert den ihm zur Verfügung stehenden Raum bereits in Höhe des Kronenansatzes. Er hat am Standort Straße keinen Grund, schnell in die Höhe zu wachsen - wie in einem dichten Waldbestand - und die unteren Äste abzuwerfen.
Pflanzenauswahl
Bei der Auswahl von Bäumen werden neben gestalterischen Aspekten auch deren Eignung für den Standort Straße und der zu erwartende Pflegeaufwand berücksichtigt. Im Straßenraum zu pflanzende Jungbäume müssen deutlich unterordnete Seitenäste aufweisen, um das erforderliche Aufasten auf Lichtraumprofil baumschonend durchführen zu können.
Schnittmaßnahmen an Jungbäumen
Bei der Auswahl von Bäumen werden neben gestalterischen Aspekten auch deren Eignung für den Standort Straße und der zu erwartende Pflegeaufwand berücksichtigt. Im Straßenraum zu pflanzende Jungbäume müssen deutlich unterordnete Seitenäste aufweisen, um das erforderliche Aufasten auf Lichtraumprofil baumschonend durchführen zu können.
Pflanzschnitt
Das Aufasten, also das Entfernen der jeweils untersten Äste, stellt neben dem Freistellen des Leittriebes, die wichtigste Schnittmaßnahme beim Pflanzschnitt dar. Als Richtwert für das Verhältnis von Stammlänge zu Kronenhöhe nach dem Schnitt gilt ein Verhältnis von 60:40. Die insgesamt entnommene Astmenge soll 30 Prozent der Kronenmasse nicht überschreiten. Außerdem werden die beim Pflanzschnitt ohnehin notwendigen Schnittmaßnahmen durchgeführt: Entfernen von zu dicht stehenden Äste, nach innen wachsenden Zweigen, beschädigten Trieben und Konkurrenztrieben.
Erziehungsschnitt
Beim Erziehungsschnitt sind weitere Aufastungen bis zum Erreichen des erforderlichen Lichtraumprofils notwendig. Diese werden frühzeitig und regelmäßig durchgeführt. In der Jugendphase des Straßenbaumes ist es mit geringem Aufwand möglich, die Form des Baumes zu gestalten und Fehlentwicklungen vorzubeugen. Spätere Schnittmaßnahmen würden zu erheblich größeren Verletzungen der Bäume und einem deutlich höheren Pflege- und Kontrollaufwand führen.
Sonnenschutz für junge Straßenbäume
Seit einigen Jahren registriert der Landesbetrieb zunehmende Rissbildungen an den Stämmen von Straßenbäumen. Besonders betroffen sind die Baumarten Ahorn und Linde, die zum Teil erhebliche Schäden im Bereich der Stämme aufweisen. So kann intensive Sonneneinstrahlung zur Schädigung (Nekrose) oder sogar zum Absterben des Rindengewebes führen. Wird der Stamm dann dicker, wächst das geschädigte Gewebe nicht mehr in gleichem Maße mit und reißt auf. Auch extreme Wetterkonstellationen wie Frostnächte, auf die sonnige Tage folgen, können Stammrisse verursachen. Durch die großen Temperaturunterschiede im Stamm entstehen Spannungen, die, wenn sie zu groß werden, zum Aufreißen der Rinde führen.
Folgen des Stammrisses
Der gerissene Stamm stellt eine schlimme Verletzung des Baumes dar. Durch die offenen Stellen können Schadpilze eindringen, die die Vitalität des Baumes schwächen und seine Lebenserwartung erheblich verkürzen. Vor allem aus statischer Sicht können die so geschädigten Bäume problematisch werden, selbst wenn sie äußerlich noch grün und vital erscheinen. Wie weit eine Holzzersetzung durch Pilzbefall im Stamm schon fortgeschritten ist, kann mit bloßem Auge meist nicht festgestellt werden. Aufwändige Untersuchungen werden erforderlich, die Bäume müssen intensiv beobachtet und unter Umständen gefällt werden, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.
"Sonnencreme" wird aufgestrichen
Um temperaturbedingte Stammschäden künftig zu vermeiden, lässt der Landesbetrieb seit einiger Zeit die Stämme von neu gepflanzten Ahorn- und Lindenbäumen in bestimmten Lagen mit weißer Farbe bestreichen. Das Verfahren ähnelt dem Kalken von Stämmen, wie es im Obstbau schon seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert wird. Im Landesbetrieb wird jedoch nicht Kalk, sondern eine neu entwickelte Stammschutzfarbe verwendet, die langlebiger und witterungsresistenter ist, aber ebenso umweltfreundlich wie Kalk. Die weiße Farbe verhindert das starke Aufheizen der Bäumstämme bei intensiver Sonneneinstrahlung und wirkt damit auch ausgleichend auf große Temperaturunterschiede im Stamm.
Im Laufe von fünf bis acht Jahren verblasst die Farbe und lässt erst nach und nach mehr Sonne an den Stamm. So hat der Baum Zeit, sich an die Witterungsbedingungen anzupassen und eine entsprechend robuste Rinde auszubilden.